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Vom Loslassen

... und warum es uns so schwer fällt



Das Bild ist natürlich sehr drastisch gewählt, denn nicht immer ist Loslassen die Lösung, wie in diesem Fall. Beim Klettern die rettende Hand loszulassen ist nicht, worauf ich heute hinausmöchte. Doch das Bild passt sehr gut, denn ehrlich: Loslassen fühlt sich manchmal genauso an. Als würde man fallen, wenn man loslässt - ins Ungewisse, ins Nichts, und das macht tierische Angst, das ist klar.


Ich war in meinen jungen Jahren ein Adrenalinjunkie. Es gab nichts, das ich nicht ausprobieren wollte: Ich war beim Bungeejumping und Fallschirmspringen, flog allein ans andere Ende der Welt und tauchte mit Haien, machte beim Wandern einfach einen Bogen um die Braunschlange am Pfad, die tödlichste Schlange der Welt. Ich brauchte das, ich liebte das. Und dann wurde ich älter, meine Bindungen wurden fester, meine Angst vorm Loslassen damit größer. Woher kam diese Angst plötzlich, war doch davor die Aufregung des Beste am Leben? Ich kann es dir nicht sagen, womöglich ist es eine Begleiterscheinung des Älterwerdens. Was man in seinem Leben geschaffen und erschaffen hat möchte man nicht mehr verlieren. Womöglich kommt mit dem Alter der Wunsch nach Stabilität, nach Beständigkeit, ich weiß es nicht. Doch Tatsache ist: Selbst ein ehemaliger Adrenalinjunkie wie ich, wünscht sich nun nichts mehr als ein gemütliches Nest, ein sicheres Zuhause, finanzielle Stabilität, "Normalität" und Vertrautheit.


Und dieser Wunsch löst Angst vor dem Ungewissen aus. Deshalb bleiben wir lieber im alten Bekannten, egal wie unangenehm es geworden ist. Oder darf das anders sein?


Manchmal braucht es im Leben zuerst ein Loslassen, um danach neu zu beginnen. Eine Wohnung, eine Beziehung, ein Job, was auch immer es sein mag, das dich festhält. Loslassen, um dorthin zu kommen, wovon du träumst, weil es zuvor nicht möglich ist.

Und davon möchte ich dir heute erzählen, weil mich dieses Thema lange schon begleitet, weil ich lange nicht bereit war, loszulassen. Die Angst war größer, die Zweifel obsiegten: Was, wenn ich einen Fehler mache?


Und dazu kommt mir eine Erfahrung in den Sinn. Ich bin in meinen Zwanzigern den Donauturm in Wien hochgefahren. Ein lieber Freund hatte Geburtstag, und wir Anderen hatten Geld zusammengelegt, um ihm einen Traum zu erfüllen: Einen Sprung vom Donauturm. Doch den sollte er nicht allein machen, für so große Momente im Leben braucht es Unterstützung, jemanden, der dieses Erlebnis mit dir teilt. Und so meldete ich mich freiwillig: Wir beide sollten also, nur mit einem Seil um die Füße, vom höchsten Wahrzeichen in Wien springen. Ich hatte den Vortritt.

Der Mann neben mir sagte mir, dass er zweimal von Drei runterzählen würde. Wenn ich beim zweiten Anlauf nicht springen würde, würde ich es niemals tun, deshalb gäbe es nur zwei Anläufe.

Es war windig, ich sollte ganz vorne auf eine Art Sprungbrett hinausgehen, die Zehen schon etwas weiter vorne im Nichts stehend. Und der Mann zählte. Drei, Zwei - und ich ließ mich nach vorne fallen, die Arme vor meinem Oberkörper überkreuzt. Ich wusste, dass er Recht hatte, die Angst würde nur größer werden, wenn ich wartete.

Die Angst ist immer am größten, bevor du springst, bevor du loslässt.


Und was dann passiert ist unfassbar, egal ob es der freie Fall ist, oder ob das Fallen nur die Angst vor dem Ungewissen ist: Ab diesem ersten Schritt, an dem du loslässt, verändert sich die Angst. Es kommen so viele andere Gefühle ans Licht, und die Angst schwindet.


Der Moment, bevor wir unsere Wahrheit aussprechen und gehen lassen, was uns zurückhält, ist wie der Moment vor dem Bungeejumping oder vor dem Fall aus dem Flugzeug. Der Fall, oder Flug selbst, sind dann meist viel mehr als Angst: auch Aufregung, Adrenalin, Befreiung,... so viel mehr als der Moment davor, der nur Angst ist.


Und wir können das große Loslassen üben, so wie wir auch in anderen Dingen im Leben durch Übung immer besser werden.


Hier ein paar Beispiele, um das Loslassen zu üben:

  • Lass dir die Haare schneiden. Keine Angst, sie wachsen nach.

  • Veranstalte eine Kleidertauschparty mit deinen Herzensmenschen. Sieh jetzt im Herbst deinen Kleiderkasten durch: Was hast du schon lange nicht mehr getragen, oder worin fühlst du dich unwohl? Was kann weg?

  • Öffne jede Woche eine Lade oder einen Schrank in deinem Zuhause und trenne dich von Dingen, die dir keine Freude mehr bereiten, oder dir nicht mehr nützlich sind. (Also bitte nicht gleich den Staubsauger wegwerfen! :-)

  • Mache einen alkoholfreien oder zuckerfreien Monat. Also trenne dich für einen Monat, sozusagen auf Zeit, von einem ungesunden Lebensstil. Deiner Gesundheit und dir zuliebe lass los, was dich krankmacht.


Ich habe die Definition von "Loslassen" gegoogelt und fand die Ergebnisse sehr interessant:

  • Nicht mehr festhalten,

  • Das Steuer loslassen,

  • Freilassen,

  • Der Fesseln entledigen,

  • Von der Leine lassen

  • Den Griff lösen.


Was sind deine Fesseln? Woran klammerst du dich fest, um nicht zu fallen? Welchen Griff möchtest du lösen, um wachsen zu können?


Wenn ich loslasse, was ich bin, werde ich, was ich sein könnte. Laotse


 

Wie du bestimmt bereits weißt, ist Yoga eine regelrechte Schatzkiste, die uns in allen Lebenslagen unterstützt. Schauen wir mal näher hin:


Wie kann dich Yoga beim Loslassen unterstützen?

In unseren Hüften und im Becken sammeln wir aufgestaute, auch unterdrückte Emotionen an. Hüftöffner unterstützen uns dabei, die Energie wieder freier durch Becken und Hüfte fließen zu lassen.


Hüftöffner

Low Lunge

Und so geht´s:

Steige aus dem Vierfüßlerstand mit dem rechten Fuß nach vorne zwischen deine Hände, dein linker Fuß liegt auf dem Fußrist, dein linkes Knie liegt am Boden. Lege dir eine Decke unter dein hinteres Knie. Vergrößere dann deinen Ausfallschritt so weit, dass du eine gute Dehnung auf der Oberschenkelvorderseite wahrnehmen kannst.


Drücke deinen rechten Fuß und dein linkes Schienbein in den Boden, und ziehe dein Schambein sanft Richtung Bauch, damit dein unterer Rücken lang bleibt.


Strecke die Arme nach oben, Handflächen zueinander ausgerichtet, und schiebe dein Brustbein mit der Einatmung nach oben, ohne das Schambein nach unten absinken zu lassen.

Mach beide Seiten.


Die Vorteile für deinen Körper sind enorm: Mit Ausfallschritten kannst du deine Bein- und Gesäßmuskulatur stärken. Du dehnst deinen Bauch, die Leisten, deine Waden, den Psoas und deine Oberschenkelvorderseiten. Wenn du die Arme nach oben ausstreckst oder deinen Fuß greifst, kreierst du auch eine sanfte Herzöffnung, und löst Verspannungen in den Schultern und im Nacken.


Besonderer Tipp: Wenn du deine Balance fordern möchtest: Schließe deine Augen und spüre die Asana. Wie fühlt sie sich heute für dich an? Kannst du alle Widerstände ziehen lassen und dich in dieser Asana entspannen und ganz ruhig werden, während du tief atmest?



Taube

Bringe dein linkes Bein nach vorne, sodass das Knie weiter links als deine Hüfte ist, und dein linker Fuß Richtung rechter Hüfte ausgerichtet ist. Dein rechtes Bein ist lange nach hinten ausgestreckt, der Fußrist geerdet.

Unterstütze dich mit deinen Händen am Boden, atme ein und hebe deinen Brustkorb nach vorne aus deinen Hüften heraus, mit der Ausatmung lege deinen Oberkörper auf deinen gebeugten Armen ab.

Mach beide Seiten.


Falls deine Hüfte nicht parrallel ausgerichtet bleiben kann, und zu einer Seite ausweicht, lege dir eine Rolle oder einen Block unter diese Seite deiner Hüfte. Falls du Schmerzen im Knie hast, bleibe auf der linken (und später auf der rechten) Gesäßhälfte sitzen, und beuge eventuell auch das hintere Bein etwas. Trau dich hier ein bisschen auszuprobieren, was sich gut für dich anfühlt.



Goddess

Stelle dich in eine Grätsche, die Zehen leicht ausgedreht. Beuge nun deine Knie, sodass sie über deinen Fußgelenken ausgerichtet sind, deine Knie zeigen in dieselbe Richtung wie deine Zehen.

Achte darauf, dass deine Oberschenkel nach außen rotieren, also deine Knie nicht nach innen kippen. Ziehe beide Sitzbeinhöcker nach unten und richte deinen Oberkörper stolz und anmutig auf, während du in deiner Göttinnen-Pose stehst. ;-)

Die Goddess ist eine sehr kraftvolle Asana, die dich auch gut unterstützt, bevor du in ein schwieriges Gespräch gehst.



Malasana - Die tiefe Hocke

Setze jeweils einen Fuß etwas breiter als hüftbreit am Boden ab. Die Füße sind leicht nach außen gedreht. Dann beuge deine Knie und setze dich tief in die Hocke, sodass dein Gesäß unter deinen Knien ist.

Achte darauf, dass die Zehen dorthin zeigen, wo deine Knie hinzeigen, und dass deine Knie nach außen öffnen und nicht zusammenknicken.

Richte deinen Oberkörper auf. Du kannst dir helfen, indem du die Hände zusammendrückst und mit den Ellbogen gegen deine Oberschenkel drückst und so deine Knie öffnest.

Die tiefe Hocke öffnet die Hüften und ist besonders hilfreich, wenn du sonst viel sitzt.


Alternative: Verwende einen Yogablock und setze dich in der tiefen Hocke darauf, so unterstützt du dich in dieser Asana und kannst länger verweilen. Falls deine Fersen abheben, rolle die Matte um und stelle deine Fersen erhöht darauf.



Paschimottanasana

Setze dich mit gestreckten Beinen aufrecht hin. Atme ein, hebe deinen Brustkorb nach oben weg von deinen Hüften und komm nun mit der Ausatmung weit nach vorne über deine Beine. Komm nur so tief, wie dein Rücken geradebleiben kann. Lass deinen Kopf entspannt nach unten hängen, das Kinn zieht Richtung Brustbein, sodass dein Nacken langwerden kann. Entspanne deine Schulterblätter nach unten, während deine Hände links und rechts neben deinen Beinen ruhen.

Falls du Schmerzen im unteren Rücken hast, beuge deine Knie etwas, um den unteren Rücken zu entlasten.



Sitting Eagle

Setze dich aufrecht hin und kreuze dein linkes Bein über dein rechtes. Deine Fersen sind nach hinten ausgerichtet.

Finde Balance in deiner Hüftausrichtung, beide Sitzbeinhöcker ziehen in den Boden. Verschränke nun die Arme vor deinem Brustbein, und dann noch einmal die Unterarme. Dein rechter Ellbogen ist dieses Mal über dem linken (umgekehrt zur Beinposition).

Atme tief in deinen oberen Rücken und mit jeder Ausatmung entspanne die Schulterblätter nach unten.

Mach beide Seiten.


Alternative: Falls es dir nicht möglich ist, in die Beinposition zu kommen, lass das untere Bein einfach ausgestreckt. Falls du die Unterarme nicht kreuzen und deine Hände ineinander greifen kannst, kreuze die Arme an den Ellbogen und greife dann einfach deine Schulter.



Grätsche in Rückenlage, Beine an der Wand

Lege dich auf den Rücken, mit deinem Gesäß an eine freie Wand. Strecke nun deine Beine gerade nach oben, und dann öffne in eine Grätsche. Deine Zehen ziehen zu dir heran.

Atme ruhig und entspannt in deinen Bauch, während du die Dehnung auf deinen Beininnenseiten genießt. Zum Rauskommen hilf dir mit deinen Händen, bring die Beine zusammen, und dann gönne dir noch einige Atemzüge, bevor du mit den Füßen zu deinem Becken wanderst und dich zur Seite abrollst.


 

Rituale, die dir guttun

Rituale können dich im Alltag gut unterstützen, um der Mensch zu werden, der du sein möchtest.

Beispiele hierfür könnten sein:


  • Dankbarkeitsritual:

    Kaufe dir ein schönes Dankbarkeitsjournal und trage jeden Tag 3-5 Dinge, für die du dankbar bist, ein, und sieh zu, wie das Büchlein voller und voller wird. Dankbarkeit ist ein wertvolles Tool, das dich zu einem zufriedeneren Leben führt.

  • Morgenritual:

    Möchtest du bewusster in einen gesunden Tag starten? Vielleicht möchtest du morgens gleich mit ein paar Sonnengrüßen, oder Liegestütze in deinen Tag starten?

  • Abendritual:

    Bestimme eine Abendroutine, mit einer fixen Zubettgehzeit, lass dein Handy außerhalb deines Schlafzimmers und nimm dir ein gutes Buch mit ins Bett.


Alles ist Energie! Gleiche dich der Frequenz der Realität an, die du möchtest und du kreierst diese Realität. Das ist keine Philosophie. Das ist Physik. Albert Einstein

Tiefes Atmen

Wenn du bemerkst, dass du Angst bekommst: ATME!

Atme tief durch die Nase ein, spüre hin, wie dein Bauch sich sanft wölbt, und atme wieder tief aus - gerne auch seufzend durch den Mund, und spüre, wie dein Bauch sich wieder zurückzieht. Mache das für 8-10 tiefe Atemzüge, bis du merkst, dass die Angstwelle sich gelegt hat.


Affirmationen, die dich bestärken und dir Kraft verleihen

Überlege dir einen bestärkenden und kraftvollen Satz, den du dir mehrmals am Tag vorsagst. Am besten laut und während du dich im Spiegel betrachtest.

Bei Affirmationen ist das Wichtigste: Der Satz sollte sich für dich gut und glaubhaft anfühlen. Also bitte wähle einen Satz, bei dem du nicht die Augen verdrehst und dir denkst "Ja, na klar..." ;-)


Vorschläge für positive Affirmationen:

  • Ich bin stark und mutig und vertraue in mich und das Leben.

  • Ich bin auf meinem Weg, und wenn ich bereit bin, lasse ich los.

  • Ich vertraue dem Prozess, der mich zu mir selbst führt.


Meditation

Spüre liebevoll und voller Selbstmitgefühl hin, was dir Angst macht. Angst ist so wie alle Emotionen ein Wegweiser und eine Botschaft für dich.

Höre deiner inneren Stimme zu, welche Botschaft steckt hinter deiner Angst?


Und hier meine Botschaft an dich: Sei mutig! Trau dich, loszulassen, was dich nicht mehr glücklich macht! Um deinem Glück einen Schritt näherzukommen.

Denn ehrlich: Es gibt keine falschen Entscheidungen, sondern lediglich Entscheidungen. Es ist nicht so, dass das Leben dich für eine "richtige" Entscheidung belohnt, oder dich für eine "falsche" Entscheidung bestraft. Jede deiner Entscheidungen ist ein möglicher Weg, mit all seinen Facetten, ohne richtig oder falsch. ;-)


Mut steht am Anfang des Handelns, Glück am Ende. Demokrit

Ich freue mich, von dir in den Kommentaren zu lesen!


Breathe.In.Breathe.Out

Namasté,

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