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Gespräch mit dir selbst

Du stehst vor dem Spiegel und siehst dich an. Und es fällt dir bestimmt nicht (gleich) auf, doch du siehst dir gar nicht in die Augen. Du siehst zu deinem Bauch, deinen Falten, du zupfst an deiner Haut herum. Doch du siehst dir nicht in die Augen.


Was würde passieren, wenn du dir in die Augen siehst? Du würdest wunderschöne kleine Einzelheiten in deinen Augen finden. Verschiedene Farben, kleine Punkte und Formen, und dann würdest du tiefer vordringen. Und was dich dort erwartet ... das bist DU. Nicht all das, das du im Außen siehst. Nicht dein Körper, nicht deine Makel. All das gehört zu dir, das ist richtig. Aber das sind nur Anteile von dir. Doch wenn du dir tief in die Augen siehst, dann findest du etwas Anderes. Nämlich dich selbst.


Lass uns heute mal ein Experiment machen. Nimm dir 10 Minuten Zeit, stell dir am besten einen Wecker. Tritt an einen Spiegel heran. Spür deine Füße fest im Boden.

Du kannst gerne anfangs mal zu deinen Füßen hinschauen und ganz bei deiner Erdung bleiben. Nimm nun ein paar tiefe Atemzüge, bei denen du durch den Mund ausatmest. Entspann dein Gesicht.

Und dann richte deinen Blick auf. Schau dir in die Augen, Kleines. Und bleib dort mit deiner Aufmerksamkeit, wandere nicht weg, sondern schau dir tief in die Augen.

Ich verspreche dir, was du dort findest, wird dich tief berühren.


Ich seh dir in die Augen, Kleines. Rick Blaine

Derzeit beschäftige ich mich viel mit dem Dialog, den ich mit mir selbst führe. Und ich muss ehrlich gestehen, dass ich mir oft keine angenehme Dialogpartnerin bin.


Ich sage gemeine Dinge zu mir, Worte, die ich an niemanden sonst richten würde. Abschätzige Worte. Worte, die wie Giftpfeile mitten ins Herz gehen. Doch ich spüre diese Giftpfeile gar nicht mehr, weil ich so an sie gewöhnt bin.


Kennst du das?


Es fällt mir schwerer, als ich gedacht hätte, älter zu werden. Ich dachte mir immer, dass es einfach dazugehört, und ich dann über den Dingen stehen könnte, und es mir kaum auffallen würde, dass ich mich verändere. Doch als Midzwanzigerin weiß man es einfach nicht. Man spürt ja das Älterwerden noch gar nicht, wie kann man sich da eine Meinung bilden? Aber als Middreißigerin sieht die Welt schon ganz anders aus. Da spürt man die Veränderungen.


Und gerade, wenn es ums Älterwerden geht, spüren wir, wie uns die Zeit durch die Finger rinnt. Wir fühlen uns anders an - beinahe von einem Tag auf den anderen - werden die Haare grau, bekommen wir Falten an der Stirn. Auch die Kilos kommen um zu bleiben...


Und ehrlich: Das ist aufreibend, und eine Herausforderung!


Wie sollen wir da wohlwollend mit uns sprechen? Wo wir doch bei jedem Blick in den Spiegel feststellen, dass wieder etwas mehr Alter und etwas weniger Jugendlichkeit in unserem Spiegelbild zu sehen ist?


Und da möchte ich wieder zum Anfang dieses Artikels kommen: Schau dir in die Augen, und finde darin all deine Erfahrung, deinen Schelm, deine Liebe, und dich selbst wieder.


Die Zukunft sieht man nicht, die Vergangenheit wohl. Das ist seltsam, denn wir haben ja unsere Augen nicht auf dem Rücken. Eugène Ionesco

Wenn du dir in die Augen schaust wird alles herum nebensächlich. So, wie wenn du einem geliebten Menschen in die Augen schaust. In diesem Moment siehst du keine Makel. Weil Makel überhaupt nicht wichtig sind. Weil es in diesem Moment um diesen Menschen geht.


Ich habe letztens mit einer der wichtigsten Menschen in meinem Leben gesprochen und sie hat mir gestanden, dass auch sie in den letzten zehn Jahren zugenommen hat. Dass auch sie mit dem Älterwerden hadert. Ich konnte es nicht glauben! Es ist mir tatsächlich nicht aufgefallen - weder die Kilos noch, dass sie sich im Außen verändert hat. Weil dieser Mensch in meinen Augen noch immer so wunderschön und unverändert ist wie am Tag unseres Kennenlernens.


Auch finde ich in den tiefbraunen Augen meines Partners einen dunklen Fleck, und manchmal kommt es mir vor, als hätte dieser Fleck zu Beginn unserer Beziehung ein Geheimnis mit mir geteilt. Ein Geheimnis, das nur uns beiden gehört.


Und wenn ich mir selbst in die Augen sehe, merke ich, dass sie ihre Farbe wechseln. Wenn die Sonne mich anstrahlt werden sie zu Bernstein. An dunkleren Tagen sind sie hingegen mal braun, und mal grün. Und wenn man genau hinsieht, erkennt man einen braunen Stern, der mein Grün durchbricht. Einen Stern, den schon mein Vater besaß und mir weitergab. Ein Stern, nur für ihn und mich. Und wenn ich vom Schreiben oder von Yoga erzähle, funkeln meine Augen wie frisch gefallener Schnee.


Eyes sparkle as the soul sings.


Du bist dran: Was siehst du im Spiegel deiner Seele?


Ich freue mich, von dir in den Kommentaren zu lesen!


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